Jerusalem / Samstag

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IMG_0151_smallIMG_0164_smallUnd weiter gehts. Um acht raus und erst Mal was zu Essen geholt. Dann los zum Berg Zion, auf dem die Gruft des Königs David ist. Diese ist etwa 2000 Jahre nach dem Tode Davids dort eingerichtet worden, weshalb mein Reisführer auch mal wieder an der Echtheit zweifelt. Nichtsdestotrotz ist das eine der heiligsten Stätten der Juden. Gleich nebenan ist der Raum des letzten Abendmahles. Auch dieses Gebäude ist seither zweimal zerstört und in seiner heutigen Form von den Kreuzrittern wieder errichtet worden. Tatsächlich zu sehen gibt es in beiden Stätten nicht viel. Etwas unterhalb der Gebäude befindet sich der Friedhof auf dem die Gräber von Oskar Schindler und seiner Frau liegen. Diese drei Sehenswürdigkeiten auf dem Berg Zion sind mir von einem sehr netten Mann gezeigt worden, der in meinen Augen, als er das Geld für seine Dienste gefordert hat zum Räuber wurde… also, nie denken, wird schon nicht so teuer sein, wenn ein freundlicher Herr euch umherführen möchte – denn es wird auf jeden Fall noch teurer sein als ihr euch vorstellen könnt.

IMG_0179_smallBergab an der Stadtmauer Jerusalems entlang kommt man durch ein tiefes Tal zum Garten Gethsemane und der Kirche der Nationen. Im Garten Gethsemane stehen wissenschaftlich bestätigt Olivenbäume die über 2000 Jahre als sind. Vielleicht die einzigen tatsächlich authentischen Artefakte aus biblischer Zeit in Jerusalem?!? Hier gibt es dann auch noch die Grabstätte der Maria und die orthodoxe Kirche der Maria Magdalena, die ich gestern schon im Hintergrund des Felsendoms erwähnt hatte, gut zu erkennen an den goldenen Zwiebeltürmen. Die Orthodoxen Nonnen hatten auch als einzige eine Lösung für Träger von kurzen Hosen (eine Todsünde beim Besuch von heiligen Stätten – wer kann mir das aus der Bibel ableiten???) parat: am Eingang gabs einfach einen schwarzen Nonnen-Wickelrock. Und mal ehrlich, wer wollte sich nicht schon immer Mal als orthodoxe Nonne verkleiden…:)

IMG_0175_smallErklimmt man nun den Ölberg, kommt man am riesigen jüdischen Friedhof (150000 Gräber) vorbei. Vom Ölberg hat man eine tolle Aussicht auf die Altstadt von Jerusalem. Hier ist auch das Banner meiner Jerusalem-Einträge entstanden. Zum Abschluss meines Besuchs habe ich die Altstadt auf der östlichen Seite umrundet und bin in das Museum der Geschichte Jerusalems im Davidsturm am Jaffa-Tor gegangen. Als ich dann die 2 km von der Altstadt zum Busbahnhof gelaufen bin, habe ich festgestellt, dass Jerusalem eine Stadt mit zwei Welten ist. Die eine Welt befindet sich in der Altstadt und ist von Historie und Glauben aber auch Tourismus geprägt und die andere Welt befindet sich drum herum und ist eine ganz normale Großstadt – läßt man die Politik mal außen vor.

IMG_0219_smallAber zur Politik und meinen Eindrücken muß ich hier auch noch was sagen. Wie man es ja in den Nachrichten zur Zeit mitbekommt, manövriert sich die Israelische Regierung mit ihren Wohnungsbauplänen in Jerusalem ins internationale Abseits und verprellt sogar ihren größten Fürsprecher, die USA. Diese Pläne führen aber auch zu Spannungen in der Bevölkerung. War am Freitag schon viel Polizei und Militär in Jerusalem unterwegs, ging es am Samstag erst richtig ab. Anscheinend weil die Israelische Regierung die Rache der Moslems gefürchtet hatte, denen sie am Tage zuvor den Zutritt zum Tempelberg verwehrt hatten. Alle Tore außer die drei am Entferntesten vom Tempelberg gelegenen wurden stark durch Militär bewacht, Durchgänge in der Innenstadt blockiert. Touristen wurde empfohlen das arabische Viertel der Altstadt zu meiden. Allerdings bin ich als Tourist sonst ohne Probleme durch alle Sperren gekommen. So versucht Israel für Touristen ein “normales” Land zu sein. Allerdings ist das mir gegenüber in Jersualem nicht gelungen. Wie denn auch, wenn alle paar Meter jemand mit Maschinengewehr steht? Am heutigen Dienstag ist die Gewalt dann in einem ungleichen Straßenkampf zwischen Moslems und Israelischen Sicherheitskräften eskaliert, katalysiert durch die Eröffnung einer renovierten Synagoge in der Altstadt.
Jerusalem hat mir mit den vielen Sehenswürdigkeiten zwar gefallen, doch fühlte ich die zwei Tage hindurch immer eine Spannung in der Stadt. Ebenso fällt es mir schwer die Reliquien und biblischen Gebäude zu bewundern, wenn es bekannt ist, dass sie erst einige hundert Jahre alt sind und noch nicht einmal der Platz für die ursprünglichen Gebäude wahrscheinlich ist – deswegen muss ich ja nicht gleich Atheist sein.

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One Response to Jerusalem / Samstag

  1. jo says:

    Hei Matthias. Das ist mir bei unserer Israelreise auch so gegangen, dass ich die “rechte Ehrfurcht” vor den heiligen Stätten nicht gespührt hatte. Aber nach einigen Tagen hab ichs dann so akzeptiert und irgendwann wars einfach nur großartig und spannend in diesem Land zu sein. Deine Berichte lesen sich toll, ich warte immer schon ungeduldig auf den nächsten – und wunderschöne Bilder dazu! Schicke dir liebe Grüße übers Mittelmeer!

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